Learning Design

Design steht heute für jegliche Art von Gestaltung, ob es sich um ein Objekt, eine Organisation, eine Struktur oder um einen Prozess handelt. Lernen gestalten bedeutet, den Lernprozess zu gestalten. Die Gestaltung des Prozesses ist ebenfalls ein Prozess, der designt wird.

Wie sieht so ein Prozess aus?

Eine gängige Möglichkeit, diesen den Lernprozess und damit den Online- oder Blended-Kurs zu entwickeln, ist der Backward Design Prozess, die «Rückwärtsgestaltung» (Wiggins&McTighe 2005).

Die Gestaltung eines Lernprozesses auf der Grundlage von Lernzielen und einer angemessenen Bewertung umfasst eine Reihe von Schritten, die unter dem Begriff “Rückwärtsgestaltung” (Backwards Design) zusammengefasst werden können.

Hier ein allgemeiner Leitfaden:

1 – Lernziele definieren

Diese werden auch als Lernergebnisse bezeichnet und legen fest, was Lernende am Ende der Lernphase tun, verstehen oder demonstrieren können sollten. Sie werden in der Regel mit Verben beschrieben, die messbare Ergebnisse bezeichnen, wie z. B. erklären können, anwenden, vergleichen, analysieren usw. Die Bloomsche Taxonymie nach Anderson und Krathwohl bilden hier eine nützliche Orientierung, auf welchen Stufen sich die Lernziele befinden und welches die Aktivitäten sind, welche die Ergebnisse sichtbar werden lassen. (Anderson et al. 2001).

2 – Assessment angemessene Bewertung der Ergebnisse definieren

Sobald die Lernziele bekannt sind, wird gemäss definierten Kriterien entschieden, wie die möglichen Ergebnisse überprüft werden können, was genau gemessen wird und welches die Kriterien sind. Dabei kann es sich um formative Beurteilungen handeln, die während des Lernprozesses ermittelt werden, um Feedback zu geben und den Unterricht bei Bedarf anzupassen, oder um summative Beurteilungen, die meistens abschliessend nach einem thematischen Block oder bei Kursabschluss durchgeführt werden, um den Lernerfolg zu messen und die Leistung zu bewerten. Die Bewertungen sollten so gestaltet sein, dass sie die gewünschten Lernergebnisse eindeutig messen können. Dies kann anhand Kriterienrastern oder Rubrics definiert sein, damit die Bewertung transparent und nachvollziehbar bleibt.

3 – Lernaktivitäten planen

Hier geht es darum, zu entscheiden, welche Methoden, Ressourcen und Aktivitäten eingesetzt werden sollen, um den Lernenden zu helfen, die Lernergebnisse zu erreichen. Die Lernerfahrungen sollten auf die Lernergebnisse und Bewertungsstrategien abgestimmt sein. Man spricht hier auch vom Constructive Alignment von Zielen, Assessment und Lernaktivitäten (Biggs 1996).

Wenn ein Lernergebnis beispielsweise darin besteht, ein bestimmtes Konzept zu verstehen und anzuwenden, könnten die Lernaktivitäten das Lesen und Zusammenfassen relevanter Literatur, die Teilnahme an Übungen oder die Zusammenarbeit in der Gruppe zur Lösung von Fragen unter Verwendung des Konzepts umfassen. Anschliessend werden die Ergebnisse zusammengefasst und dokumentiert.

4 – Umsetzung und Bewertung der Lernaktivitäten

Nach der Planung gilt es, die geplanten Lernerfahrungen umzusetzen und die Ergebnisse zu prüfen. Die Bewertung sollte während des gesamten Lernprozesses fortlaufend formativ erfolgen. Dazu gehört nicht nur die Bewertung der Fortschritte der Lernenden im Hinblick auf die Ergebnisse (summatives Assessment), sondern auch die Bewertung der Wirksamkeit der Lernerfahrungen und der Bewertungen selbst (formatives Assessment). Das Feedback der Lernenden kann dabei sehr hilfreich sein.
Zu guter Letzt gehört auch die regelmässige Selbstevaluation durch die Studierenden dazu, um den nachhaltigen Lernerfolgt zu erlangen. Ein Mittel dazu könnte z. B. ein (bewertetes) Portfolio sein.

5 – Überarbeitung des Kursdesigns

Auf der Grundlage der gemessenen Lernergebnisse werden Lernaktivitäten, Bewertungen oder sogar die Lernergebnisse selbst überarbeitet. Dies könnte bedeuten, dass der Ansatz für den Unterricht geändert wird, dass die Bewertungen besser auf die Ergebnisse abgestimmt werden oder dass die Ergebnisse realistischer oder relevanter werden.

6 – Reflexion

Der Lernprozess ist ein Zyklus. Es ist wichtig, dass Lehrpersonen reflektieren, was funktioniert hat, was nicht und wie sie den Prozess in Zukunft verbessern können.


Literatur

Biggs, J. (1996). Enhancing Teaching through Constructive Alignment. Higher Education, 32(3), 347–364. http://www.jstor.org/stable/3448076

Wiggins, G., & McTighe, J. (2005). Understanding by Design, Expanded 2nd Edition. Prentice Hall.

Anderson, L. W. et al. A Taxonomy for Learning, Teaching, and Assessing : a Revision of Bloom’s Taxonomy of Educational Objectives / Editors, Lorin W. Anderson [and Others]. Abridged edition. New York ;: Longman, 2001. Print.

 


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